Stromaufwärts



Diese Woche geht’s um Sport. Natürlich nicht um richtigen Sport, aber wo wir schonmal dabei sind ... Sport ist schon was komisches irgendwie, besonders Leistungssport. Was treibt die Menschen an? Ein Beispiel: Piens Ruderteam (Pien ist meine Tochter). In Piens Ruderteam (Männerachter) gibt es einen namens Stein. Stein hat jetzt acht Mal ‘geblikt’. (So nennen es die niederländischen Ruderer, wenn jemand eine Medaille für den ersten Platz gewinnt: ‘blikken’) Und wenn man 8x ‘blikt’, erhält man den Status "Senior A". Und wissen Sie was? Nur mit diesem Senior A-Status, und wirklich nur dann, darf man mit einer Sonnenbrille auf der Nase in den Ruderclub kommen. Und der glückliche Stein darf nun also stolz mit einer Sonnenbrille im Club herumlaufen. Sie sehen: Sport ist irgendwie auch verrückt.


In diesem Blog geht es aber um eine andere “Sportart”, nämlich um Fluwels Wind- und Solarenergie. Wir machen eigentlich nie viel Trara darum, aber meine Brüder und ich sind eigentlich richtige Ökos. Wollpulloverträger und Müsliesser würde ich sagen. Unser Vater war auch schon so: 'Wenn wir das ganze Öl und die Kohle im Boden verbrennen, wird der Himmel ganz schwarz', hat er schon vor über 40 Jahren gesagt. Ziemlich weitblickend. Auch auf unseren Abfall hat er anders geschaut: Abfall ist das Gold der Zukunft, man kann alles daraus machen, weil alles drin ist! Den etwas grünen Touch haben wir also von zu Hause geerbt.


Und so kam es, dass schon vor etwa 20 Jahren mein Bruder Sigge fünf Jahre lang an die Türen verschiedener Behörden klopfte mit der freundlichen Bitte, eine Windkraftanlage errichten zu dürfen. Das war für die damaligen Entscheidungsträger kein leichtes Anliegen, denn über die Auswirkungen und den Betrieb von Windkraftanlagen war noch nicht viel bekannt. Aber Hartnäckigkeit zahlt sich aus und siehe da, sie wurde genehmigt. Es sollte eine Enercon-Anlage sein, der Rolls-Royce unter den Windkraftanlagen. Später kam auch noch Solarenergie hinzu, erst auf dem Dach der Fluwel-Halle und später entstand noch eine Solarwiese rund um die Windkraftanlage. Schritt für Schritt ein bisschen mehr. “Alles schön und gut”, werden Sie jetzt vielleicht denken, “aber wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, muss das Kohlekraftwerk trotzdem wieder laufen, um Strom zu erzeugen.” Stimmt, das war so, am Anfang, aber jetzt nicht mehr. Anfang dieses Jahres haben wir eine 2-Megawatt-Batterie an der Windkraftanlage und den Photovoltaikanlagen installiert. Diese Batterie wird  jetzt ständig geladen, damit wir während schlechterem Wetter darauf zugreifen können.


Die Batterie hat eine Kapazität von 2 Megawattstunden. Die Windkraftanlagen 2,3 Megawattstunden und die Photovoltaikanlagen in der Summe 4 Megawattstunden. Sie sollten wissen, dass 1 Megawatt 1.000 Kilowatt ist und 1 Kilowatt wiederum 1.000 Watt. Ich bin mir sicher, dass ich jetzt schon die Hälfte meiner Leserinnen und Leser verloren habe, weil man sich so wenig darunter vorstellen kann. Aus den Reaktionen von Freunden und Bekannten weiß ich nämlich, dass das Thema und all die Zahlen immer zu theoretisch sind. Deshalb greif ich jetzt einfach mal auf Bilder zurück. Also: Nehmen wir an, wir sprächen von Äpfeln. Auf der Windkraftanlage wachsen bei gutem Wind 2.300 Äpfel pro Stunde. Die Photovoltaikanlage produziert in der Summe 4.000 Äpfel pro Stunde. Die Batterie kann 2.000 Äpfel speichern, wenn eine Zeit lang keine Nachfrage nach Äpfeln besteht.


1 Apfel ist 1 Kilowattstunde, also 1 Apfel ist 1000 Watt. Schenken Sie sich eine Tasse Kaffee ein, es wird eine lange Geschichte, aber wenn Sie sie gelesen haben, werden Sie wissen, was Sie sehen, wenn Sie an unserem Unternehmen oder an einer anderen Windkraftanlage vorbeifahren.


In den gesamten Niederlanden werden pro Jahr 122.000.000.000 (122 Milliarden) Äpfel verbraucht. Die Niederlande haben 17.500.000 Einwohner. Wenn man diese 122 Milliarden Äpfel durch die Zahl der Einwohner teilt, kommt man zu dem Schluss, dass in den Niederlanden im Schnitt jede Person pro Jahr fast 7.000 Äpfel verbraucht.


“Aber Moment mal! Neulich haben ich doch noch irgendwo gelesen, dass in den Niederlanden im Durchschnitt etwa 5.000 Äpfel pro Haushalt gegessen werden”, werden Sie nun einwerfen. “Und ein Haushalt besteht im Durchschnitt aus mehr als 2 Personen... da kann doch was nicht stimmen!”

Ja, Sie haben Recht! Tatsächlich brüsten sich damit auch die meisten “grünen" Unternehmen: "Wir produzieren Äpfel für mehr als ... Haushalte!" Das ist im Grunde auch wahr, aber auch nicht die ganze Geschichte. Der Kaffee, den Sie gerade trinken, das Krankenhaus, die Laternenpfähle, die Speicherung Ihrer Fotos in der Cloud, der Blumenstrauß auf dem Tisch, die Klimaanlage am Arbeitsplatz, die Tiefkühltruhe im Supermarkt ... alles, buchstäblich alles, was wir benutzen, um unser Leben angenehmer zu gestalten braucht Äpfel, um produziert zu werden. Wenn man also nur darauf schaut, wie viel Strom tatsächlich im Haushalt verbraucht wird, zeichnet man ein verzerrtes Bild, denn die Annehmlichkeiten, die wir alle gemeinsam nutzen, sind genauso wesentlich für die Rechnung wie das Licht in unserem eigenen WC.

(Ich könnte jetzt den Witz machen, dass sogar der Apfel, den Sie gleich essen werden, Äpfel braucht, um zu Ihnen nach Hause zu kommen, aber dann würde ich es wieder unnötig schwer machen).

Also, wenn man es genau nimmt, werden in den Niederlanden pro Kopf jedes Jahr fast 7.000 Äpfel benötigt = nicht gerade wenig!


Der Gesamtertrag an grünen Äpfeln betrug bei Fluwel im Jahr 2022 10.860.000 Stück. Das ist genug, um 1550 Menschen, die jeweils 7.000 Äpfel pro Person und Jahr verbrauchen, das ganze Jahr über mit Äpfeln zu versorgen. Und selbst wenn die Windkraftanlage nicht läuft und die Sonne nicht scheint, können wir grüne Äpfel liefern, dank der Batterie. Sie können sich diese Batterie wie einen Schuppen vorstellen, der 2.000 Äpfel fasst. Diese 2.000 Äpfel reichen aus, um diese 1550 Menschen 15 Stunden lang mit Strom zu versorgen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Es kommt zwar nicht oft vor, dass es bei uns in Nordholland 15 Stunden lang windstill ist und die Sonne überhaupt nicht scheint, aber natürlich ist es möglich. Wir sind also noch nicht ganz perfekt auf diese Momente vorbereitet, aber auf unserer Wunschliste steht ganz oben, auch eine Batterie in der Fluwel-Halle aufzustellen. Und dann können wir sagen, dass Fluwels Ökostromanlage wirklich rund ums Jahr das ganze Dorf Petten mit grünen Äpfeln versorgt!



Ja, eine kleine Wiese mit einer Kuh, einem Schaf und einer Pusteblume ist idyllischer als eine Solarwiese mit einer dicken Windkraftanlage, aber wir sind überzeugt, dass Mutter Natur uns viel, viel mehr schenken wird, wenn wir jetzt hier und da ein Stück Natur gegen Solarpaneele eintauschen und nach und nach auf Öl, Kohle und Gas verzichten. Ein Stück Land von über 2 Hektar für eine Solarwiese, eine Windkraftanlage und zwei Batterien, dazu noch ein paar Solarpaneele auf einer großen Halle und das ganze Dorf Petten mit seinen über 1.500 Einwohnern wird mit grünem Strom gespeist, einschließlich des Supermarkts in der Nähe, des Hausarztes und der Straßenbeleuchtung.



Iris Carmen

Wenn ich mir das alles durchlese, frage ich mich, ob ich es gut erklärt habe. “Wie viel Strom war noch mal ein Apfel?” fragen Sie sich jetzt vielleicht. Nun, 1 Apfel reicht aus, um eine Lampe mit einer 100-Watt-Birne 10 Stunden lang zu betreiben. Ein Apfel ist 1 Kilowattstunde oder 1000 Watt. Ihr Wasserkocher hat wahrscheinlich 2000 Watt, also kann er mit 1 Apfel eine halbe Stunde lang auf Hochtouren kochen.


Lilium Mister Pistache

Ich glaube, ich sollte jetzt aufhören, denn wenn ich so weitermache, fahren wir stromabwärts... Und ich bin schon weit über tausend Worte. Man könnte auch sagen: ich bin bei 1 Kilowort angekommen (wo wir schon über Strom sprechen). Ach, aber zum Schluss noch etwas für die sehr Interessierten: Die Batterie ist nicht dazu da, darauf zu warten, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt kein Wind weht und keine Sonne scheint. Nein, sie fungiert permanent als eine Art Puffer; wenn das Stromangebot groß und der Bedarf klein ist, lädt sie sich auf, und wenn der Bedarf groß ist, gibt sie Strom ab. So kann eine Batterie zweimal am Tag vollständig entleert werden und sich dazwischen wieder aufladen. Ein idealer Puffer, um das Stromnetz auf der richtigen Spannung zu halten.

So, aber jetzt höre ich wirklich auf.

Mit freundlichen Grüßen

Carlos van der Veek