Hyazinthentag Du liest Das Treiben von Blumenzwiebeln 4 Minuten Weiter Winterzeit ... Zeit für die Amaryllis

Ich kann mir vorstellen, dass viele von Ihnen mit dem Begriff des Treibens nicht viel anfangen können. Daher eine kurze Erklärung: Das Treiben ist das frühzeitige zur Blüte bringen einer Blumenzwiebel.

Klingt schwierig, ist aber eigentlich ganz einfach. Man muss der Zwiebel im Grunde nur einen frühen Frühling vorgaukeln. Das schafft man, indem man die Blumenzwiebeln bei Temperaturen lagert, die normalerweise im Februar oder März herrschen.

Denn Blumenzwiebeln verfügen über eine Art innere, biologische Uhr und ein eigenes Thermometer. So erkennen sie, wann der Winter vorbei ist und sie austreiben müssen. Bei Blumenzwiebeln ist das in der Regel nach vier Monaten Winterkälte der Fall.

Das macht deutlich: Der Winter ist die Ruhezeit der Zwiebeln und nicht – wie oft angenommen – der Sommer. Tatsächlich ist die Blumenzwiebel während der warmen Monate rund um die Uhr beschäftigt. Dann legt sie in ihrem Innern ihre Blätter und Blüten für die nächste Wachstumsperiode an. Würde man die Zwiebeln im Herbst vorsichtig öffnen, sähe man im Innern bereits die komplette Pflanze in Miniaturformat. Selbst kleinste Details, wie beispielsweise der Pollensack, sind vor dem Winter bereits angelegt.

Crocus Flower Record
Hyacinthus Jan Bos
Tulipa Prinses Irene

 

Kommt die Zwiebel im Herbst in den Boden, liegen etwa vier Monate Ruhezeit bei einer Temperatur von unter 10 Grad Celsius vor ihr. Erst dann heißt es: austreiben und blühen. Würde beispielsweise die Temperatur im Januar bereits für eine Weile deutlich ansteigen, würde die Zwiebel trotzdem nicht austreiben. Denn neben wärmeren Temperaturen ist eben auch die Dauer unter der Erde entscheidend. Die Blumenzwiebel würde im Januar nur müde auf ihre biologische Uhr schauen, sehen, dass sie weiterschlafen kann, und sich wieder umdrehen.

Aber: Man kann Blumenzwiebeln trotzdem überlisten. Wenn man sie bereits Mitte Oktober bei einer Temperatur von unter 10 Grad lagert und ihnen anschließend 4 Monate Ruhe gibt, ist zwar erst Mitte Februar, aber die Bollen hatten trotzdem genug Ruhezeit. Stellt man sie anschließend ins warme Wohnzimmer, denken sie: “Hey, diese Frühlingswärme ist herrlich und ich bin auch völlig ausgeruht. Zeit zu wachsen!”

Wenn Sie also im frühen Jahr schon blühende Blumenzwiebeln in ihrer Wohnung haben möchten, sollten Sie die Bollen Mitte Oktober für ungefähr einen Monat an einem kühlen Ort im Haus lagern (der Kühlschrank ist z.B. gut geeignet). Fallen draußen deutlich die Temperaturen, können Sie sie natürlich auch im Freien lagern. Circa ab Mitte November rate ich, sie in einen Topf zu pflanzen, in dem sie Wurzeln schlagen und sich weiter ausruhen können, und diesen Topf in den kühlen Boden einzugraben. Verwenden Sie einen Topf mit Wasserabzugslöchern, sonst könnten die Zwiebeln im Regen ertrinken. Vier Monate später, also ungefähr Mitte Februar, können Sie den Topf aus der Erde holen und in einen dekorativen Übertopf stellen. Dann steht der Umzug ins warme Wohnzimmer an. Nach etwa 3 bis 4 Wochen werden Sie die ersten Blüten sehen und bestaunen können.

Probieren Sie es aus – es macht Spaß und das Ergebnis ist wunderschön!

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Kann man das mit allen Blumenzwiebeln machen? Jein! Manche Arten und Sorten sind dafür besser geeignet als andere. Aber wenn Sie sich für Pflanzen entscheiden, bei denen auf unserer Website steht, dass sie für die Pflanzung in den Topf geeignet sind, ist die Chance auf Erfolg ziemlich groß. Alle andere Blumenzwiebeln lassen sich hier und da nicht so leicht überlisten – oder sie brauchen schlicht eine längere Ruhezeit. Manche Zwiebelblumen sind auch generell nicht so für die Wohnung zu empfehlen. Dafür werden sie zu groß und entwickeln sich bei der eher niedrigen Lichtintensität im Winter eher schlapp und nicht so schön.

Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Glück, wenn Sie das Treiben einmal selbst versuchen wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Carlos van der Veek