Krokusverrückt

Crocus vernus ‘Aqua‘

Diese Woche möchte ich Sie auf ein paar brandneue Krokusse aufmerksam machen, aber erst werde ich Sie mit ein paar Ankündigungen und Tipps behelligen.


Dahlie ´Fleurel´, eine Blüte füllt schon eine schöne Vase.

Letzte Woche stiefelte ich in den Garten eines unserer blumenzwiebelbegeisterten Nachbarhäuser und sah dort zu meinem großen Entsetzen, dass der Herr des Hauses seine Tochter gebeten hatte, Dahlien zu pflanzen. Die Knollen hatten ausreichend Platz, waren so flach gesetzt, dass das Ende des abgeschnittenen Stängels noch aus dem Boden ragte, und insgesamt hatten es bereits etwa zehn Stück ordentlich nebeneinander gepflanzt in die Erde geschafft. Was soll ich sagen: Es sah gut aus! Aber ... Mitte März??? So ein Unsinn, das kann doch nicht ernst gemeint sein! (Ich bitte Sie, Stillschweigen zu bewahren, denn … das war mein Bruder). Ein eisiger Nachtfrost im April und die Dahlienknollen sind dahin. Daher, bitte, lesen Sie im Vorfeld unsere Pflanzanleitung, falls Sie noch keine oder erst wenig Erfahrung mit bestimmten Knollen und Blumenzwiebeln haben.


Dahlienblüten aus dem eigenen Garten

Noch einmal konkret zur Pflanzzeit von Dahlien: Früher galt, dass wir auf jeden Fall die Tage der Eisheiligen Mitte Mai abwarten sollen, bis wir nicht winterharten Knollen in den Boden bringen. Erst dann war die Gefahr von Nachfrösten nahezu komplett vorbei. Das hat sich allerdings etwas geändert. Aufgrund des Klimawandels wird es in der Regel immer früher immer wärmer, daher kann man die Dahlien mittlerweile meist schon Anfang Mai oder sogar Ende April in einen geschützten Bereich des Gartens pflanzen. Trotzdem rate ich Ihnen, auf jeden Fall die 14-tägige Wettervorhersage im Blick zu haben, um sicherzustellen, dass tatsächlich keine Nachfrösten mehr erwartet werden. Wenn dem nicht so ist, können Sie unbesorgt Ihre Dahlienknollen ins Beet oder einen großen Kübel pflanzen.

Dahlie ´Sefton Silvertop´ wechselt ihre Blütenfarbe von einem hellen Rosa zu einem etwas intensiveren Rosa, um schließlich in einem noch schöneren Rosa im Garten zu stehen.

Wenn Sie aber schon jetzt aktiv werden möchten, können Sie Ihre Dahlien natürlich vorziehen. Das funktioniert übrigens auch gut mit Begonien und bedeutet, dass Sie Ihre Dahlien oder Begonien an einem geschützten Ort schon früh zum Austreiben bringen. Dadurch verlängert sich die Blüte, denn die Pflanzen bekommen deutlich eher ihre ersten Knospen und blühen trotzdem bis in den Herbst, wenn das Wetter kalt und unfreundlich wird. Erst dann ist ihre Blütezeit vorbei.


Vorziehen ist übrigens viel einfacher, als es klingt. Für Dahlien nehmen Sie einen Plastiktopf mit Wasserabzugslöchern im Boden, geben eine Handvoll leicht feuchter Blumenerde dazu, setzen die Dahlienknollen hinein, so dass die „Nase“ nach oben schaut, und bedecken sie dünn mit feuchter Erde bis das kleine Stück des alten Stängels einige Zentimeter hervorschaut. Stellen Sie den Topf anschließend an einen hellen Ort im Schuppen, in den Wintergarten, einem Gewächshaus oder in den Flur in der Nähe der Tür. Dort wird die Dahlie ganz in Ruhe Wurzeln schlagen und ein bis zwei Wochen später können Sie schon die ersten grüne Triebe sehen. Sobald im Mai keine Nachfröste mehr zu erwarten sind, holen Sie die Dahlie vorsichtig aus dem Topf und pflanzen sie in den Garten. Da das Wachstum schon begonnen hat, blühen die Dahlien deutlich früher und bereiten noch länger Freude.


Begonie `Lace Picotee Pink`

Die Begonie hat es für einen optimalen Start während des Vorziehens am liebsten etwas wärmer. Wenn Sie keinen Wintergarten oder kein Gewächshaus haben, stellen Sie sie am besten auf die Fensterbank. Dort passt sie gut hin, denn die Begonie benötigt aufgrund ihrer relativ kleinen Knollen nur einen sehr kleinen Blumentopf. Setzen Sie die Begonienknolle etwas tiefer als die Dahlienknolle. Sie sollte nicht aus der Erde ragen, sondern etwa einen Zentimeter unter der leicht feuchten Erdoberfläche sein. Bezüglich Umzug in den Garten: Pflanzen Sie die vorgetriebene Begonie etwas später nach draußen als Sie es bei den Dahlien tun. Warten Sie, bis das Wetter deutlich milder ist, denn dann wächst diese Sommerschönheit besser. Und noch ein Tipp: Wenn Sie die Begonie später auf der Terrasse oder dem Balkon im Topf blühen lassen möchten, wählen Sie für das Vorziehen am besten schon ein ausreichend großes Gefäß. Dann sparen Sie sich das spätere Umpflanzen und können die Begonie mitsamt Topf ins Freie bringen.


Die sommerliche Zantedeschia bereitet sowohl im Garten als auch als Schnittblume sehr lange Freude

Zantedeschia, Lilien und andere sommerblühende Blumenzwiebeln und Knollen pflanzen Sie am besten direkt, wenn Sie sie erhalten. Tatsächlich beginnen diese Woche auch die Blumenzwiebelgärtner damit, diese Sommerblüher in großer Zahl auf ihren Felder zu pflanzen. Der Grund: Sie brauchen länger, bis sie aus der Erde hervorbrechen und sind während der Nachtfrostzeit noch gar nicht oberirdisch zu sehen. Abgesehen davon ist die Lilie sowieso eine Zwiebelblume, die gerne in der Erde sitzt. Da fühlt sie sich - wie eine Staude – wirklich am wohlsten. Gut in Erde einpackt und kühl aufbewahrt, wie wir es in unserem kühlen Lager tun, können Sie die Lilien auch beruhigt im April noch pflanzen, aber am besten ist es immer, die Zwiebeln sofort nach Erhalt der Lieferung zu pflanzen.
 

Nerine ‘Lipstick‘, eine weitere Blumenzwiebel, von der sie während ihrer Blütenzeit wunderbar ein paar Stiele pflücken können.

Kann ich mich jetzt den Krokussen widmen oder gibt es noch mehr zu erzählen? Sicher, aber zuerst zu den Krokussen. Oder nein, doch nicht, hier ist nicht mehr genug Platz für eine schöne Geschichte – sonst wird der Newsletter wieder zu lang. Krokusse dann also nächste Woche… Ich erzähle einfach schnell noch etwas anderes, um die 1000 Wörter zu erreichen. Diese Woche wurde Onkel Kees beerdigt. Eigentlich war er überhaupt kein Onkel. Oder doch? Komisch, das weiß ich gar nicht. Tante Door, die Witwe von Onkel Niek, Bruder meines Vaters, war eine sehr liebe Tante.

Wissen Sie, so eine warmherzige, interessierte Frau, die einen manchmal denken lässt: „Wären doch nur alle Menschen so”. Einfach eine fantastische Tante, aber angeheiratet, also, wie wir sagen: Von der kalten Seite ;) Und weil Tante Door so eine nette Frau war, wurde sie vor 11 Jahren von dem damals 86-jährigen Casanova Onkel Kees angebaggert. Ein perfect match, denn er war auch ein netter Mensch, genau wie Tante Door. 11 Jahre lang teilten sie Freud und Leid und waren überall. Onkel Kees besaß ein kleines Auto und tat nichts lieber, als darin herumzufahren und mit Tante Door irgendwo hinzureisen.

Deshalb kam er auch regelmäßig aus Lisse zu meiner Mutter zu Besuch, eine schöne Fahrt … und daher kannten wir Onkel Kees auch sehr gut. Er fuhr wirklich überall hin, und wenn er nicht gestorben wäre, würde er auch heute noch – mit 97 Jahren – mit Tante Door durch die Gegend fahren. Und nicht mit einem gemütlichen Tempo von 65/70 auf einer Straße, auf der man 80 fahren darf, nein! Onkel Kees war ein kleiner Raser. Manchmal sieht man das ja, man fährt hinter älteren Menschen her, die sich nicht mehr trauen, 80 zu fahren. Ich finde das fantastisch, das will ich auch, denke ich immer. Später, wenn ich alt bin, mache ich das auf jeden Fall auch, 65 auf der N9 (niederländische Fernstraße Richtung Noord-Holland).

Dahlie `Islander`, eine traumhafte Dahlie, die im Sommer zahlreiche Blüten zum Pflücken anbietet.

Das erinnert mich übrigens an Herrn Deeg de Jager. Ich war, glaube ich, etwa 16, und wir hatten Zuhause schon eine große Narzissensammlung von hunderten Sorten. Einer unserer treuen Besucher im Frühling war Herr Deeg de Jager. Eine Ikone der Narzissenwelt. Damals musste man erstmal jemanden finden, der mehr über Narzissen wusste als Deeg de Jager. De Jager wohnte in Schoorl, etwa acht Kilometer von uns entfernt, er war 102 Jahre alt und kam im Frühjahr jedes Wochenende aus seinem Pflegeheim mit seinem orangebraunen Opel Kadet zu uns gefahren, um die Narzissen zu bewundern. Es war eine Freude, mit so einer Koryphäe durch die Narzissenfelder zu laufen. Und immer, wenn er nach einer Stunde müde wurde, sagte er zu mir: „Carlos, kannst Du eben das Auto für mich rausfahren? Rückwärts rausfahren ist nicht mein größtes Talent”. Natürlich, kein Problem. Am Auto angekommen, sah ich, dass es mit der Stoßstange schon ein bis zwei Meter in den Rosen stand. „Ja, ich habe ein bisschen zu spät gebremst”, sagte de Jager. Ich stellte das Auto also ordentlich mit der Nase Richtung Schoorl auf die Straße, und dann rutschte er auch schon wieder in seinem kleinen Schlitten.

Der erste Gang war eingelegt und los ging’s. Ich wartete noch kurz, um zu sehen, dass alles gut war und stellte fest, dass de Jager am Ende des Weges, knapp 800 Meter weiter, immer noch im ersten Gang fuhr. Man hätte ihn auf dem Moped überholen können. Ich wette, er hat bis Schoorl nie in den zweiten Gang geschaltet. Aber ich schweife ab und muss immer noch meine eigene Frage beantworten... Die Antwort lautet: War Onkel Kees ein Onkel? Ja, Onkel Kees war Onkel Kees.

Mit freundlichen Grüßen,

Carlos van der Veek

PS. Tipp der Woche: Auf den Fotos sahen Sie es schon ein wenig: Schnittblumen. Sind Sie in den kommenden Wochen irgendwo zu Besuch eingeladen? Dann nehmen Sie einfach ein paar ihrer gepflanzten Zwiebelblumen mit. Es gibt nichts Schöneres zu verschenken als Blüten aus dem eigenen Garten. Ich muss es wissen, denn ich mache es ständig. Frühlingsgefühle in der Vase!

Lilie `Viva la Vida`… Lebe das Leben.