Liebe Leserin, lieber Leser, 

Diese Woche ein weiterer Newsletter von mir: mein Vater ist wieder mit den Narzissen beschäftigt, und wie Sie inzwischen wissen, soll ich Ihnen etwas über den Stand der Dinge in Burgervlotbrug berichten. 

Seit letzter Woche hat sich nicht viel geändert, außer dass viel geschafft wurde, aber das haben Sie wahrscheinlich schon geahnt. Ich werde meinen Vater fragen, ob er eine Vorstellung davon hat, mit wie vielen Narzissen er in einem durchschnittlichen Sommer zu tun hat: Ich habe keine Ahnung. Können Sie eine Vermutung anstellen? Ich werde seine Schätzung im nächsten Newsletter bekannt geben! 

Zu dieser Jahreszeit werden oft Grundstücke geflutet, um den Boden auf ökologische Art und Weise zu reinigen und für die nächste Saison vorzubereiten. In diesem flachen Wasser schwimmt dann alles mögliche an die Oberfläche, was die Vögel immer schnell bemerken. Ab und zu wird ein seltener Vogel an einem dieser vorübergehenden künstlichen Gewässer gesichtet, und ich weiß nicht, welche Kommunikationsmittel die Vogelkundler benutzen, aber im Nu ist die ganze Straße voller Menschen mit Ferngläsern und Kameras, die den ungewöhnlichen Vogel mit eigenen Augen sehen wollen. (Im Übrigen macht jeder, der hier wohnt, gerne Witze darüber, dass er die Katze nach draußen lässt, um sie auch mit beobachten zu lassen).

Dieses Jahr scheint es sich um einen gestreiften Strandläufer zu handeln. Und obwohl das irgendwie nach einem Touristen ohne Sonnenbrand klingt, hat er für Aufsehen gesorgt, vor allem für unsere beschaulichen Belkmerweg-Verhältnisse. Ich glaube, er ist inzwischen wieder entflogen, denn ich kann die Vogelbeobachter nicht mehr sehen, aber ich bin gespannt, was der nächste Vogel sein wird, der hier so für ungewöhnliche Menschenmassen führt. 

Diese Woche hat mein Vater auch das Pflanzmaterial für die Narzissen ausgesucht, und zur Feier des Tages waren wir in Schagen ein Eis essen. Wenn Sie schon einmal in Schagen waren, wissen Sie vielleicht, dass die dortige Eisdiele von Eismachermeister Robert Bakker betrieben wird, von dessen Arbeit wir große Fans sind. Ich hatte noch nie von dem Begriff "Eismachermeister" gehört, bis ich ihn dort sah, aber es gibt eine Website der Gilde der Eismachermeister, und es gibt gar nicht viele, die diesen Titel errungen haben. Sie sind auf der Website aufgeführt, ebenso wie die Adresse der Eisdiele, in der sie ihr Eis verkaufen. 

Wir bestellen immer das Spezialeis des Eismachermeisters selbst, und das wechselt ständig, so dass man jedes Mal ein anderes Eis probieren kann. Ein Tipp für Sie, wenn Sie mal in der Nähe sind! 

Nachdem ich über die Eismachermeister gelesen habe, dachte ich darüber nach, ob es nicht auch einen Narzissenveredelungsmeister geben sollte oder sollten wir besser nur Narzissenexperte sagen, weil Züchtung und Veredelung so spezielle Gebiete sind, -  aber ich denke, wir könnten uns einen schönen Test dafür ausdenken. Leider kann ich die Bedingungen für die Erlangung eines Meistertitels für Speiseeishersteller nicht finden, aber es gibt einige Informationen über Meistertitel im Allgemeinen, obwohl sie alle mit dem Gaststättengewerbe zu tun haben, so dass ich, um sie auf Blumenzwiebeln zu übertragen, eine gesunde Portion künstlerischer Freiheit anwenden muss. (Anm. der Übersetzerin: in den Niederlanden ist der Meistertitel im Handwerk längst nicht so gebräuchlich wie bei uns in Deutschland, aber das kann Pien ja nicht wissen!)

Über die Erlangung des Meistertitels entscheidet ein Expertenausschuss, der den Teilnehmer zu einer Meisterprüfung anhält. Nicht jeder kann die Prüfung ablegen: ihr gehen eine Bewerbung und ein Motivationsgespräch voraus, und wenn die Prüfung bestanden ist, gibt es einen Moment der feierlichen Übergabe des Meistertitels (Anm. bei uns in Deutschland wäre das der Meisterbrief). Wenn ich mir die dazu gehörige Website anschaue, habe ich den Eindruck, dass das gemeinsame Wissen des Ausschusses das Wichtigste ist, damit sie prüfen können, ob der Kandidat tatsächlich ein Allrounder ist. Ich denke, man sollte auch zu unserem Thema Narzissen mit einer Art Probezeit von mindestens einem Jahr beginnen, damit der Kandidat sich in allen Phasen der Narzisse beweisen kann, sowohl mit der Blumenzwiebel wie auch mit der Blume. Das macht das Ganze zu einem zeitaufwändigen Prozess, aber darüber können wir in diesem warmen Sommer in Ruhe weiter nachdenken.

Im Moment sollten wir uns vielleicht eher auf die Lehrlingsexperten bei uns in der Halle konzentrieren statt auf die Meister-Experten, von denen haben wir auch viel mehr. Erinnern Sie sich zum Beispiel an Natan aus dem Newsletter von vor ein paar Wochen? Oder meine Cousine Pracht? Meiner Meinung nach sind sie hervorragende Kandidaten, um hoffnungsvoll als Lehrlingsnarzissenexperten angesehen zu werden. Und dann ist da noch Karel, den Sie vielleicht von ein paar Fotos kennen, aber ich muss zugeben, dass ich nicht sicher bin, ob er als Autorität angesehen werden sollte. (Aber welche Schwester denkt schon so über ihren kleinen Bruder?) 

Seit letztem Jahr haben wir Karel sein eigenes Verb gegeben: er karelt. Karelen lässt sich am besten so erklären, dass man mit sich selbst darüber nachdenkt, ob etwas besser gemacht werden könnte als es bisher geschieht. Er fantasiert gerne und kommt dann zu dem Schluss, dass wir es bereits auf die effizienteste Art und Weise tun und deshalb besser nichts ändern. Der Gewinn von Karel ist also im Durchschnitt nichts, aber Karel selbst glaubt, dass er in den wenigen Fällen, in denen er zu dem Schluss kam, dass es einen besseren Weg gibt, genug gewonnen hat, um die anderen, weniger fruchtbaren Momente nicht als Verluste zu betrachten. Ich glaube, wir alle haben unsere eigene Art, über unsere Arbeitsplätze nachzudenken, aber wenn man es zum Sport macht, hat man schnell sein eigenes Verb, wie man hier sehen kann. 

Ich hoffe, Sie genießen Ihren Sommer und das schöne Wetter! 

Mit freundlichen Grüßen, 
Pien