Was für ein Aufwand!

Jede Woche einen Newsletter zu schreiben, der zwischen den Zeilen dafür sorgen soll, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich noch ein bisschen mehr in unsere Blumenzwiebeln verlieben...puh! Aber es ist eine schöne Arbeit, die sogar richtig Spaß macht, wenn man erst einmal weiß, worüber man schreiben soll. Wenn man ein Thema für den Newsletter hat, ist der schwierigste Teil vorbei, dann kann man schreiben.

Fest steht natürlich von Anfang an: Es muss von Knollen und Blumenzwiebeln handeln. Leider kann ich nicht über die Erdbeerpflanze schreiben, die zu ihrem Entsetzen feststellen musste, dass sie jetzt blaue Zwerge als Nachbarn hat (blaue Traubenhyazinthen). Auch alle anderen Pflanzen im Erdbeerbeet waren schockiert. Wie es weiterging? Das kann ich ihnen leider nicht sagen, denn in dieser Mail geht es ausschließlich um Blumenzwiebeln. Genau wie die Geschichte von dem kleinen Vogel mit den drei Beinen. Eine wunderbare Geschichte, aber sie bleibt wohl unerzählt, denn hier geht es um Blumenzwiebeln. Schade, kann ich da nur sagen, denn es war ein sehr süßer Vogel, der sehr, sehr schön zwitschern konnte.

Driebanflora

Da mir aber dieses Mal kein zwiebelhaftes Thema einfällt, werde ich einfach ein wenig über meinen Besuch der Drieban Flora in Venhuizen berichten. Die Drieban Flora ist eine Tulpenschau, die von Tulpenzüchtern aus der Region Venhuizen organisiert wird. Eigentlich eine sehr regionale Veranstaltung. Die Veranstalter haben sich einfach an einem schönen Sonntag nach der Kirche an den Bürgermeister des Dorfes gewandt und nachgefragt, ob sie die Sporthalle am Koggeweg eine Woche lang für die Tulpenschau nutzen dürfen. In einem Dorf wie diesem ist das kein Problem - die Handballer können eine Woche lang ohne Sporthalle auskommen und haben sogar Spaß daran, beim Aufbau zu helfen.




Gesagt, getan! Die Einladungen gingen also für den 9. bis 12. Februar raus. Dafür ist wichtig zu wissen, dass es in dem Gebiet zwischen Hoorn und Enkhuizen eine leidenschaftliche “Tulpenkultur” gibt. Es gibt dort Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von Tulpengärtnereien, die nicht nur Tulpenzwiebeln anbauen, sondern in den Wintermonaten auch Schnitttulpen für die Blumenversteigerung produzieren. Für viele dieser Züchter und Gärtner sind solche Blumenschauen, wie die in der örtlichen Sporthalle, eine wunderbare Gelegenheit, um ihre Schätze den Nachbarn und dem Rest der Gemeinde mit Stolz zu präsentieren. Alle sollen sehen, was sie in petto haben. Und natürlich können sie auch Kolleginnen und Kollegen über all das Schöne informieren, das sie zu bieten haben.



“Ich will nur kurz vorbeischauen”, dachte ich. Die Show war ganz auf der anderen Seite von Kop van Noord-Holland, aber nach zwei Jahren ohne Blumenausstellung (wegen Corona) hab ich mich echt drauf gefreut und die einstündige Fahrt gern in Kauf genommen. Auf der Website stand, dass sie bis 21.00 Uhr geöffnet sind, also beschloss ich, am Freitag gegen 17.00 Uhr dort aufzutauchen.


Tulpe Roeska

Nun, wie also lief die Ausstellung ab, die ich mir gegen eine Bezahlung von 5 € Eintritt ansehen konnte? Ehrlicherweise hab ich nicht erwartet, dort viele Bekannte zu treffen, denn eine Stunde Autofahrt ist keine zu unterschätzende Entfernung und ich war ja auch zu einer untypischen Zeit dort – Freitagabend. Ich bin also nur hin, um mir die Tulpen anzuschauen. Und was hatten sie für eine tolle Qualität! Und während ich dort stand, kam plötzlich jemand und stellte sich direkt neben mich.
“Schön, nicht wahr?”
“Auf jeden Fall, was für eindrucksvolle Tulpen.”
Nach etwas Small Talk kam schließlich die Frage von meinem Gegenüber: “Wer bist du eigentlich? Ich glaube, ich kenne dich von irgendwoher!”
“Ja, das dachte ich mir auch gerade. Du kommst mir irgendwie bekannt vor!”, sagte ich und meinte: “Ich bin Carlos von Fluwel.”
“Ah, jetzt fällt der Groschen! Ich bin Axel, diese Tulpen stammen aus meinem Stall. Du züchtest Narzissen, nicht wahr?”
Und ehe man sich versieht, ist schon der eigentliche Feierabend. Aber das ist ja das Schöne an so einer lokalen Ausstellung, die von den Teilnehmern selbst organisiert wird ... vergiss einfach die Sperrstunde und genieß den Spaß!

Es war auf jeden Fall spannend zu erleben, wie unterschiedlich man Tulpen betrachten kann. Züchter, die Tulpen für die Schnittblumenproduktion anbauen, sprechen über Eigenschaften wie dichtes Laub, Knospenpräsentation, schneller Wuchs, gerade Stiele ... Alles Dinge, auf die Gärtner wie ich, die Tulpen für den Garten kultivieren, keinen Wert legen. Wir wünschen uns schöne Blüten an einer Tulpe, die lange und gesund im Garten steht. Bei uns müssen die Pflanzen nicht in halsbrecherischer Geschwindigkeit mit schlanken Blättern auf langen Stielen und mit guter Knospenpräsentation durch eine Verarbeitungsstraße fliegen, wo sie zu Zehnerbündeln verarbeitet werden.




Dann traf ich noch Rosanne Pater, die Tochter von Perry. Ich habe bei Perry mal einen EVTO-Kurs (Wirtschaftstraining für zukünftige Unternehmer) belegt. Ich kannte seine Tochter Rosanne, die jetzt den Laden dort betreibt, bereits, weil wir einige schöne neue Tulpen bei ihr für unser Sortiment gekauft haben: ‘Party Clown’ und ‘Purple Circus’. Und Rosanne weiß, wie man es richtig macht: Wenn man einem Gartenliebhaber wie mir etwas verkaufen möchte, muss man betonen, wie schön die Blüte ist. Also schnappte sie sich sofort ihr Handy und zeigte mir das Bild einer atemberaubend schönen, gefüllten, gelben OT-Lilie.
“Das ist etwas für Fluwel”, sagte sie, “wirklich einzigartig.”
Gefüllte OT-Lilien sieht man nur selten und schon gar nicht in Gelb. In der Tat ist die ‘Exotic Sun’ eine wunderschöne Lilie.
“Die gefällt mir, Rosanne, aber ich möchte sie erst einmal selbst ausprobieren.”
“Kein Problem, ich lege dir welche zur Seite. Du kannst sie nächste Woche abholen.”
Und wer weiß, vielleicht können wir sie im nächsten Jahr in das Fluwel-Sortiment aufnehmen und sie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, anbieten. Ich hoffe es! Wenn eine Lilie sich im Garten wohlfühlt, kann sie sich wirklich wie eine Staude verhalten und man hat jahrelang Freude an ihr.

Inzwischen ist es 23 Uhr und sie schicken uns immer noch nicht weg ... all diese Tulpengärtner haben viel zu viel Spaß miteinander. Ich aber mache mich auf den Weg nach Hause. Ich bin froh, eine Weile dort gewesen zu sein und – grad fällt mir auf – ich habe während der gesamten Zeit ganz vergessen zu essen. Nur einen Apfel zu Hause hab ich mir noch gegönnt.

Mit freundlichen Grüßen

Carlos van der Veek.  

PS. Ich habe nach dem Schreiben noch einige Fotos von der Tulpenmesse in Zwaagdijk hinzugefügt. Dies ist eine deutlich größere Messe, auf der Tulpenzüchter aus allen Teilen der Welt ihre neuesten Sorten vorstellen.