Liebe Leserinnen und Leser,

Wahrscheinlich haben Sie sich schon gefragt, wann es mal wieder so weit ist: dass mein Vater sagt, er sei zu beschäftigt, um einen Newsletter zu schreiben, und die Aufgabe auf mich abwälzt... Und tadaa, es ist soweit! Diesmal aber leider mit echt wenig Zeit vor der Deadline, so dass ich mir in kürzester Zeit etwas zwiebelhaftes einfallen lassen musste. Normalerweise ist das kein Problem, aber in diesem Sommer war ich tatsächlich nur sehr wenig bei Fluwel.



Mein diesjähriger Sommer. Die Fotoqualität ist nicht die beste, aber das muss sie auch nicht sein, denn wir hatten gerade 12 Stunden im Flugzeug verbracht und so sehen wir auch so.

Und das ist wirklich schon sehr lange nicht mehr vorgekommen, denn seit meinem 11. Lebensjahr arbeite ich jedes Jahr ein paar Wochen bei Fluwel. Blumenzwiebeln schälen, neue Krokusse sortieren und zählen (ich bekam hautnah mit, wie diese Sorten im Laufe der Jahre von drei Zwiebeln zu riesigen Partien heranwuchsen), Bestellungen für verschiedene kleine Unternehmen mit speziellen Narzissen vorbereiten ... es gab immer eine Menge zu tun, und meine Schwestern, mein Bruder und ich waren mit unseren Freunden und Freundinnen immer diejenigen, die als Erste für all die kleinen Aufgaben herangezogen wurden.


Das erste Jahr des Zwiebelschälens

In den ersten Jahren, als ich bei Fluwel anfing, hatte ich ein paar Freundinnen von der weiterführenden Schule dabei, auf die ich in dem Jahr gewechselt hatte. Ich hatte diese Freundinnen mit dem Versprechen überredet, dass wir nicht den ganzen Tag arbeiten müssten (dafür waren wir auch noch etwas zu jung) und dass wir jeden Tag nach der letzten Pause um 15:00 Uhr an den Strand gehen könnten. Wir konnten auch alle zusammen an einem Tisch sitzen, denn in diesem Alter darf man zwar einen Ferienjob haben, aber vor 14 Jahren nicht an einem Automaten stehen - und so haben wir den ganzen Tag geplaudert, während wir von Hand neue Zwiebeln abpackten und abzählten. Am Ende der Woche wurden wir dann bezahlt mit einer für uns astronomisch hohen Summe. Am Samstag konnten wir damit dann zusammen direkt in die Stadt gehen, um uns etwas davon zu kaufen (denn natürlich hatten wir noch nicht genug Zeit aufeinander gehockt!).



Das zweite (oder dritte? Ich weiß es nicht mehr) Jahr bei Fluwel. Meine Schwester Pleun ist seitdem dabei.

Meine Freundinnen und ich haben fast die gesamte Schulzeit über bei Fluwel gearbeitet. Meine Schwestern und mein Bruder kamen später auch dazu und brachten ihre eigenen Freunde mit, so dass wir immer mit einer großen Gruppe Leute am Ende des Tages an den Strand gegangen sind oder regelrechte Übernachtunspartys geschmissen haben, denn natürlich war es praktischer, wenn sie direkt bei uns blieben, als wenn sie jeden Tag nach Hause in eine weiter entfernte Stadt fahren mussten, nur um am nächsten Tag wieder zu uns nach Burgervlotbrug zu kommen.



Der Tisch, an dem meine Freundinnen und ich immer saßen und Blumenzwiebeln zählten. Wie Sie sehen, wurden die Stifte, mit denen wir die Namen auf die Karten schrieben, auch für die kunstvolle Gestaltung des Tisches verwendet.

Jedenfalls soll dies verdeutlichen, dass die Arbeit bei Fluwel für mich immer eine gewisse Konstante im Leben darstellte. Die Schulzeit ging vorbei, dann ein Jahr mit etwas Leerlauf und dann die Uni, aber die Sommerferien blieben immer ziemlich gleich, mit ein paar zusätzlichen Aktivitäten natürlich wie Urlaub mit Freundinnen und Aktionen mit der Studentenvereinigung. Aber dieses Jahr war ich das erste Mal wirklich sehr wenig vor Ort. Natürlich habe ich angefangen, andere Dinge für Fluwel zu tun, wie z. B. den Newsletter ins Englische zu übersetzen, andere Artikel zu schreiben, andere Züchter und Gärtner (oder Freunde meines Vaters) zu besuchen, aber diesen Sommer habe ich keine einzige Zwiebel angefasst. Das muss wirklich das erste Mal in meinem Leben gewesen sein.

Deshalb war ich mir auch nicht sicher, was ich schreiben soll, als mein Vater mich bat, diese Woche den Newsletter zu übernehmen. Natürlich weiß ich in etwa, was gerade passiert, aber ich war nicht vor Ort, so dass es sich ein wenig seltsam anfühlt, darüber zu schreiben. Mein Bruder Karel dagegen hätte sicher was zu erzählen, oder ich hätte ihn interviewen können - dann hätte ich Ihnen auch nochmal von dem Wort 'Karelen' erzählen können. Mit diesem Begriff beschreiben meine Schwestern und ich die Art und Weise, wie Karel manchmal seine Arbeit verrichtet: Er schaut sich genau an, wie etwas läuft, fragt sich dann einen Moment lang, ob man es nicht anders machen könnte, führt ein komplettes Gedankenexperiment über eine mögliche alternative Vorgehensweise durch und kommt dann zu dem Schluss, dass die Aufgabe eigentlich schon auf die effizienteste Weise erledigt wird. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden sich an dieses Wort aus dem letzten Jahr erinnern, als es schonmal auftauchte. Aber auch über Karel können wir in dieser Woche nicht allzu viel sagen: Er ist am vergangenen Sonntag nach Groningen abgereist, um an der KEI-Woche teilzunehmen, der Einführungsphase für neue Studierende, in der sie die verschiedenen Studentenverbindungen der Stadt kennen lernen können. Karel wird dort im September sein Studium beginnen, und da er außer seinen neuen Mitbewohnern nicht viele Leute kennt, ist eine Verbindung natürlich schön. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was es sein wird, denn ich glaube, er hat schon einen Favoriten gefunden.



Ein Foto aus meine Studentenleben und meinem Ruderclub.

Ich bin selbst in eine Studentenverbindung eingetreten, als ich in Leiden studiert habe. Dort habe ich die Illusion eines gesunden Lebens etwas länger aufrechterhalten können, weil ich einem studentischen Ruderverein beigetreten bin. Die Wahl fiel auf Rudern, da ich so allen erzählen konnte, dass es auch um den Sport und nicht nur um die Partys ging. Und am Ende war es auch genau so, denn ich war ziemlich lange Mitglied und habe einige sehr schöne Boote gesteuert und einige sehr gute Freundschaften geschlossen. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich in diesem Jahr so wenig zu Hause war: Ich war mit meinen Freunden aus dem Ruderclub auf einer Jubiläumsreise in Indien, weil es unsere fünfte gemeinsame Urlaubsreise war. Wir haben drei Wochen dort verbracht und sind durch den Norden des Landes gereist, so dass wir Städte wie Delhi, Jaipur, Jodhpur und Varanasi gesehen haben. Ich war selbst zuvor noch nie in einem asiatischen Land, deshalb fand ich es sehr beeindruckend, und natürlich macht es großen Spaß, mit 10 Freunden eine solche Reise anzutreten. Wie auch immer, für Fluwel blieb in diesem Sommer wenig Zeit. Aber so ist das halt ...


Eines der beiden Gruppenfotos, die wir in diesem Urlaub gemacht haben. Die gleiche Gruppe wie auf dem vorherigen Bild, aber fünf Jahre später.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen an diesem Wochenende etwas über Fluwel erzählen, was Sie noch nicht wussten. In der Halle wird gerade jedenfalls fleißig gearbeitet, die arbeitsreichste Zeit des Jahres ist offensichtlich noch nicht vorbei. Aber das wissen Sie ja schon, sonst würden Sie keinen Newsletter von mir bekommen: Mein Vater hätte ansonsten ja selbst Zeit dafür und Sie müssten sich nicht mit mir begnügen. Ich hoffe trotzdem, dass diese Zeilen ein wenig spannend für Sie waren und es für Sie ok ist, wenn es von Zeit zu Zeit weitere Mails von mir geben wird ... also bis dann!

Liebe Grüße
Pien