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Bin ich froh, dass mein Mann kein Gärtner ist!

Das hörte ich letzten Donnerstag von einer netten Dame in einem herrlichen Westland-Dialekt. Sie war gerade dabei, bei einem unserer Amaryllisgärtner Amarylliszwiebeln zu “konten”. An dieser Stelle braucht es eine kleine Erläuterung (eigentlich zwei, aber die zweite kommt etwas später im Newsletter). Im Niederländischen gibt es zwei Wörter für Gärtner: tuinder und tuinier. Ersteres bezeichnet den Profigärtner, zweiteres den Hobbygärtner. Die Frau sagte “tuinder” und bezieht sich damit auf einen Profi mit Gärtnerei. Sie war also froh, dass ihr Mann kein Profigärtner ist. Doch dazu gleich mehr.

Amaryllis Doublet

Wie Sie zwischen den Zeilen lesen können, war ich in Het Westland und habe unsere Lieferanten von Amarylliszwiebeln besucht. Ich schenke ihnen jedes Jahr im Herbst eine große Kiste mit Narzissenzwiebeln, um mich für die schönen Amarylliszwiebeln zu bedanken, die sie uns geliefert haben. Und natürlich erkundige ich mich auch zugleich, wie die Verkäufe laufen und was sie für das nächste Jahr vorhaben, zB. ob neue Sorten hinzukommen oder welche nicht mehr angeboten werden. Aber der größte Grund, weshalb ich jedes Jahr nach Westland fahre, sind die Amaryllis-Züchter selber. Sie sind allesamt sehr freundliche und nette Menschen, mit denen ich mich immer gerne unterhalte.

Amaryllis Doublet

Ja, es hat wirklich Spaß gemacht und dieses Jahr hatte ich sogar einen persönlichen Fahrer, der mit mir die Reise über Den Haag antrat. Das war herrlich und Sie fragen sich jetzt bestimmt: "Oha, verdient
Carlos mittlerweile mit den Amaryllis soviel, dass er sich einen Chauffeur leisten kann?” Die Antwort lautet: Wenn Sie alle jetzt direkt in unserem Webshop nochmal richtig zuschlagen, dann könnte es möglich sein... 
Das ist natürlich nur ein Scherz :D
Nein, der Grund ist viel unglamouröser: Mein Sohn Karel ist gerade aus Amerika zurückgekehrt und wollte mich ins Het Westland begleiten. Er hat gerade seinen Führerschein gemacht und wollte unbedingt fahren. Da sag ich natürlich nicht nein.

Die Blumenzwiebel Biondina

Es war schön, während der Fahrt ausgiebig mit ihm zu sprechen - über seine Reise und natürlich über den extravaganten Betrag, den er für die oben abgebildete ‘Biondina’-Zwiebel bei der Auktion der American Daffodil Society bezahlt hat. 
“Die ‘Wee Dote’, das andere kleine Zwiebelchen, an dem du interessiert warst, kostete sogar 325 Dollar! Es gab tatsächlich eine, die über 400 Dollar kostete!”, sagte Karel. 
“Gut zu wissen, dass wir mit der ‘Biondina’ für 200 Dollar ein Schnäppchen gemacht haben”, meinte ich. “Gibt es noch andere interessante Dinge, die du in Amerika gesehen hast?” 
“Ja, gekochte Eier in Plastiktüten, die gibt es dort im Supermarkt!”

Blumenstand des Amaryllis-Gärtners N.L. van Geest

Die erste Gärtnerei, die wir besuchten, gehörte Ben und Gerard van Geest. Nach der ersten Tasse Kaffee wurden wir sofort aus dem Büro komplementtiert, weil ein alter Kollege zu Besuch war und Ben sich mit ihm unterhalten musste. “Gehen Sie herum und zeigen Sie Karel das Unternehmen.” Gesagt, getan. Wir stießen direkt auf ein paar 'alte Hasen', die gerade dabei waren, Amarylliszwiebeln zu “konten”. Das mit den alten Hasen waren übrigens nicht meine, sondern ihre Worte! Aber, das muss ich auch gestehen, als sie das zu mir sagten, war meine (völlig falsche) Reaktion: "Ja, das können wir sehen". Zum Glück konnten sie darüber lachen. 1954 war ihr Baujahr, wie mir eine der beiden fröhlich erzählte.

Die Damen zogen es vor, nicht fotografiert zu werde, und so nehmen wir dieses Foto des Dorfes Petten und der Nordsee sozusagen als Platzhalter. Um das hintere Windrad herum können Sie unsere Narzissen sehen.

Was für eine Arbeit, sagte eine der Damen, als sie die alten Wurzeln und den Boden der jungen Amarylliszwiebel in rasantem Tempo abschnitt. Was für eine Menge Arbeit muss geschehen, um aus einer solchen Zwiebel eine dicke zu machen, fuhr sie fort. Bin ich froh, dass mein Mann kein Gärtner ist. Nun, mein Mann hatte eine Werkstatt, Auspuffanlagen und Arbeiten unter der Motorhaube waren oft das Gesprächsthema am Essenstisch ... auch nicht unbedingt besser.

Amaryllis-Blumenzwiebel

Aber vielleicht muss ich Ihnen an dieser Stelle noch erklären, was genau " konten" meint. Es bedeutet, dass man den unteren Teil der Amarylliszwiebel abschneidet, Wurzel für Wurzel. Auf diese Weise säubert man die Zwiebel vollständig, bevor sie wieder in das Gewächshaus gepflanzt wird, damit sie dort dicker wird. Pilzsporen und Krankheiten, die sich eventuell auf den Wurzeln und dem Zwiebelboden befinden, werden so entfernt. Nicht alle Amarylliszwiebeln werden dieser grausamen Tortur unterzogen, sondern vor allem Varianten, die anfälliger für Krankheiten sind.

Bedampfen der Erde im Gewächshaus.

Mit dieser Behandlung versucht der Amaryllisgärtner, die Gefahr von Krankheiten vor Beginn der neuen Anbausaison zu minimieren. Das Entwurzeln ist aber nur eine Maßnahme, es gibt noch eine weitere, denn natürlich muss auch die Erde im Gewächshaus, in die die Zwiebeln kommen, keimfrei sein. Das schaffen die Gärtner, indem sie den Boden dämpfen. Beim Dämpfen wird eine Plane über den Boden gelegt und dann einige Stunden lang heißer Dampf darunter geblasen. Der Boden wird dadurch so heiß, dass alle Krankheitserreger im Boden sterben. 

Karel & Ben van Geest


Die Amarylliszwiebeln, die in diese Erde gepflanzt werden, bekommen in gewisser Weise die gleiche Wärmebehandlung. Alle, wirklich alle Amarylliszwiebeln werden vor dem Einzug ins Gewächshaus einer Heißwasserbehandlung unterzogen. Zwei Stunden lang befinden sie sich in einem großen Wasserkessel, der auf 47 Grad erhitzt wird. Bei dieser Temperatur werden alle Keime abgetötet, die Blumenzwiebel aber nicht beschädigt. Übrigens: Auch beim Boden-Dämpfen ist es das Ziel, mindestens 47 Grad Celsius zu erreichen.

Anbau der Amaryllis im Gewächshaus von Van Geest

Wenn das Dämpfen und die Heißwasserbehandlung so gut und genau wie möglich durchgeführt werden, kann im weiteren Verlauf fast vollständig bis komplett auf chemische Mittel zur Bekämpfung von Krankheiten verzichtet werden!

Karel & Gerard van Geest

Aber ich sehe, ich muss aufhören. Mein Maximum von Tausend Worten ist fast erreicht... ups.

Nächste Woche erzähle ich dann mehr über diesen schönen Tag in Het Westland mit Karel. Es gibt noch viel zu erzählen.

Mit freundlichen Grüßen


Carlos van der Veek.